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02.11.2010 00:00

Delfin-Studie zeigt: Erfolgreiche Mütter erhalten Hilfe von Freundinnen

Erfolgreiche Jungenaufzucht bei frei lebenden Indopazifischen Grossen Tümmlern hängt sowohl von genetischen als auch von sozialen Faktoren ab. Dies konnte eine internationale Gruppe von Delfin-Verhaltensforschern, darunter Michael Krützen von der Universität Zürich, in einer gross angelegten Studie erstmals nachweisen.


Delfinweibchen, die Hilfe von anderen Weibchen erhalten, sind bei der Aufzucht ihrer Nachkommen wesentlich erfolgreicher als solche, die ohne Hilfe auskommen müssen. Dies geht aus einer grundlegenden Studie hervor, die diese Woche in der Fachzeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences, USA" veröffentlicht wird. Michael Krützen, der am Anthropologischen Institut der UZH forscht, ist Ko-Autor an der wegwesenden Studie.

Dass der Fortpflanzungserfolg im Tierreich von vererbten genetischen Merkmalen abhängt, war schon in mehreren Studien nachgewiesen worden. Doch auch soziale Komponenten, wie z.B. die Hilfe von nahen Verwandten, spielen eine Rolle. Für ihre Forschungen haben die Wissenschaftler nun erstmals diese Faktoren gemeinsam betrachtet und dabei festgestellt, dass genetische und soziale Effekte voneinander abhängen. Diese neuen Ergebnisse wurden dank der 25-jährigen Arbeit eines internationalen Teams von Verhaltensforschern an Indopazifischen Grossen Tümmlern in Shark Bay in Australien ermöglicht. Seit mehr als einer Dekade werden an dieser Population zudem genetische Analysen unter der Leitung von Michael Krützen, Universität Zürich, und Bill Sherwin, Professor an der University of New South Wales in Sydney, durchgeführt. So konnten im Laufe der Jahre die genetischen Profile von hunderten von Tieren erstellt werden.

Soziales Verhalten kompensiert fehlende Verwandte
«Der gemeinsame Einfluss von genetischen und sozialen Effekten in Bezug auf die Fortpflanzung war in wilden Populationen bis jetzt nicht ausreichend erforscht,» erläutert Michael Krützen die Bedeutung der Forschungsarbeit. Celine Frère, die von Sherwin und Krützen für ihre Doktorarbeit betreut wurde, realisierte das Potenzial der Kombination von Langzeitbeobachtungen des Sozialverhaltens der weiblichen Delfine mit den Daten über ihre genetischen Beziehungen.

In ihrer Studie konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass der Fortpflanzungserfolg von weiblichen Delfinen zunimmt, je sozialer sie sind oder wenn das Tier Verwandte hat, die ebenfalls gut darin sind, Nachkommen erfolgreich großzuziehen. Diese Interaktion von sozialen und genetischen Effekten in einer Population von wilden Delfinen zu zeigen, ist das Außergewöhnliche an dieser Studie. Für Weibchen, die wenig verwandte Tiere innerhalb der Population haben, wird dann die soziale Kohäsion mit anderen Weibchen umso wichtiger.

Bis heute ist es noch nicht vollständig klar, weshalb bei gewissen Arten die Weibchen auf Hilfe bei der Jungenaufzucht angewiesen sind. Bei Orang-Utans beispielsweise, die ebenfalls am Anthropologischen Institut der UZH erforscht werden, und deren Sozialstruktur der der Delfine in gewissem Maße ähnelt, kommen die Mütter bei der Jungenaufzucht alleine zurecht. Ein mögliche Erklärung für die gegenseitige Unterstützung bei Grossen Tümmlern könnte darin liegen, dass die Delfine in Shark Bay häufigen Haiattacken ausgesetzt sind. Der Schutz durch andere Weibchen könnte die Chance für die erfolgreiche Aufzucht der Jungen verbessern.

 


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